Rechnungen sind normalerweise keine freudige Angelegenheit. Nicht wirklich überraschend, in Summe aber doch unerwartet günstig fiel die Stromrechnung für das vergangene Jahr 2013 aus: Mein Strombedarf und die damit verbundenen Kosten haben sich – trotz leidiger Strompreisexplosionsdebatte – nahezu halbiert. Wie es dazu gekommen ist, möchte ich im nachfolgenden Artikel erklären.
Zunächst bleibt festzuhalten, dass die nachfolgenden Beispiele und Maßnahmen nur bedingt verallgemeinerbar sind. Die Möglichkeiten zur eigenen Stromerzeugung im städtischen Umfeld sind begrenzt, ebenso das Einsparpotential junger Familien. Wer den Großteil seiner Zeit auf Arbeit oder Dienstreisen verbringt, verbraucht zu Hause letztlich auch wenig Energie. Immerhin am Wochenende wird das Haus nun von zwei Personen ganztägig genutzt und entsprechend mehr Strom als Werktags verbraucht.
Die 2013 umgesetzten Einsparungen setzen sich im Wesentlichen aus drei Komponenten zusammen: Eigenstromerzeugung über meine Inselanlage, energieeffiziente Endgeräte sowie der bewusste Umgang mit Strom. Damit konnte der Verbrauch von rund 2000 kWh (2012) auf rund 1000 kWh (2013) gesenkt werden.
Eigenstromerzeugung mit einer Photovoltaik-Inselanlage
Die Gesamterzeugung 2013 betrug (mit einigen Leerläufen und Umbauten) rund 250 kWh – und verringerte damit den Strombezug aus dem öffentlichen Netz um immerhin 25 Prozent. Genutzt wurde der Strom für allerlei Dinge: Rasenmähen, Kühlschrank, Gefriertruhe, Küchenradio, IT (Router, NAS, Laptop), Kochen mit dem Induktionsfeld. Möglich ist das allerdings nicht ganzjährig, sondern vorwiegend in der Zeit zwischen Mai und September. In diesem Jahr aufgrund der guten Witterungsbedingungen sogar schon ab März. Der technische Background wird im Beitrag über das Sonnenkraftwerk ausführlich erläutert, die jeweiligen Monatsproduktionen in diesem Artikel. 2014 rechne ich mit einer Stromproduktion von rund 400 kWh, theoretisch möglich wären 700 – 800 kWh.
Energieeffiziente Endgeräte
Der Beitrag der Energieeffizienz kann gar nicht hoch genug angerechnet werden, auch wenn er in diesem Beispiel nicht sonderlich schwerfällt, da der völlig überalterte Gerätefuhrpark meines Großvaters nur so vor unerschlossenen Potentialen schlummert.
Energieeffizienz beginnt beim Kochen: Bis die Kochplatten eines 20 Jahre alten E-Herd-Dinosauriers auf „Temperatur“ kommen, vergehen gut und gerne fünf Minuten – mit einem modernen Induktionskochfeld stattdessen schon in weniger als einer halben Minute fast ohne Abwärmeverluste, ganz zu schweigen von dem Komfort einer exakten Temperatursteuerung während der Zubereitung. Weitere Vorteile: Die Platte ist mobil, kann im Sommer draußen verwendet und mit der Inselanlage betrieben werden.
Die 100-Watt-Glühlampen meines Großvaters habe ich als eine der ersten Maßnahmen konsequent ersetzt. Inzwischen ist nahezu das gesamte Haus auf LED umgestellt. Geht man davon aus, dass die Wohnungsbeleuchtung für rund zehn Prozent des Gesamtstrombedarfs steht, ergibt sich ein Einsparpotential von 8 Prozent (bei fünffacher Effizienz einer LED im Vergleich zur Glühlampe). Die Helligkeit im Foto täuscht übrigens: Die LED bringt satte 1500 Lumen und ersetzt bei einem Verbrauch von 20 Watt eine 100-Watt-Glühlampe. Blasse, kaltweiße Lichtfarben gehören beim heutigen Stand der Technik übrigens ebenfalls der Vergangenheit an.
Steckdosenleisten mit Netzschalter vermeiden unsinnige Standby-Verluste. Zudem lassen sich mit einem Handgriff gleich mehrere Verbraucher ausschalten. Gerade im heutigen Heimelektronik-Bereich mit zahlreichen Netzteilen, TV, Receiver usw. eine praktische Sache – vor allem dann, wenn man im Urlaub oder mehrere Tag am Stück nicht zu Hause ist.
In der unteren, unbewohnten (fast, bis auf eine Katze) Etage des Hauses befindet sich der Trinkwasseranschluss – praktischerweise direkt neben einer alten, unisolierten Stalltür. Damit die Leitung im Winter nicht gefriert, wurde sie früher beheizt – mit einer Infrarotlampe und schlappen 300 Watt/h Verbrauch. Zunächst habe ich sie gegen eine 150-Watt Infrarotlampe ersetzt, anschließend eine Begleitheizung (80 Watt) angebracht und beide Infrarotlampen eingemottet. Seit dem letzten Winter 2012/2013 installierte ich ab November eine doppellagige, temporäre Isolierung aus Styropor vor die alte Stalltür, die im Frühjahr wieder entfernt wird. Damit konnte der Energieverbrauch für diese Baustelle auf „0“ reduziert werden. Eine der effizientesten Maßnahmen – wohlgemerkt für einen sehr speziellen Einsatzfall.
Ebenfalls ein „Dinosaurier“ ist die alte Gefriertruhe meines Großvaters. Sie befand sich in der bewohnten oberen Etage direkt in der Haus-Südseite – was gerade im Sommer bei intensiver Sonneneinstrahlung zu einem rekordverdächtigen Stromverbrauch von 1 kWh pro Tag führte. Inzwischen habe ich sie in die unbewohnte Unteretage in eine Hauskammer auf die Nordseite verfrachtet: Gemessene Ersparnis: Mindestens 30 Prozent. Zudem wird sie nun im Sommer mit der Inselanlage betrieben.
Bewusster Umgang mit Strom
Alle Effizienzmaßnahmen machen keinen Sinn, wenn die Erfolge nicht „messbar“ sind oder zu unzumutbaren Komforteinbußen führen. Im Artikel „Apps für den analogen Stromzähler“ stelle ich einige Anwendungen für das iPhone vor, mit dem man den eigenen Stromverbrauch bequem protokollieren und überwachen kann. Als weitere Komponenten kommen Funksteckdosen von Plugwise zum Einsatz. Damit kann für jede Steckdose ein Fahrplan am Laptop erstellt werden, etwa für die 2000-Watt-Elektroheizung im Bad, die nur dann läuft, wenn der Raum genutzt wird. Allein dadurch lässt sich ein geschätztes Einsparpotential von 10 – 20 Prozent umsetzen.
3 Comments
Add YoursHallo,
die LED-Birne mit 1500 Lumen würde ich interessieren! Sowas habe ich noch nicht gesehen. Wo bekommt man die oder wie heißt die?
Gruß Joachim
Hallo Joachim,
zum Einsatz kommt eine Philips Master LED bulb, siehe hier, wobei ich ein älteres Modell verwende. Seit 3 Jahren ohne Probleme im Einsatz.
Danke für den Tipp! Die kriegt man anscheinen nicht in gewöhnlichen Länden, aber im Versandhandel ist das kein Problem, wie ich jetzt sehe.
Gruß Joachim