Das richtige Anbrennen ist beim Kaminofen das A und O: Denn beim Anheizvorgang werden über den gesamten Verbrennungszyklus mit Abstand die meisten Schadstoffe ausgestoßen, ähnlich wie bei einem Heizkraftwerk. Eine gute Vorbereitung und etwas Hintergrundwissen sorgen beim Anbrennen des Kaminofens nicht nur für geringe Emissionen, sondern auch für glückliche Nachbarn (kein Gestank). Am Beispiel unseres XEOOS TwinFire X5 möchte ich vorstellen, wie das am Besten funktioniert.
Eine wichtige Grundlage für gute Verbrennung ist trockenes Holz, also Holz mit einer Restfeuchte von unter 20 Prozent. Weiterhin unterscheidet man zwei verschiedene Anbrennmethoden: Das Anbrennen von “Oben” und das Anbrennen von “Unten”. Letzteres ist aus Sicht der Forschung heute nicht mehr zu empfehlen, daher werden wir uns in diesem Artikel der ersten Methode, dem Anbrennen von Oben, Schritt für Schritt nähern:
Wir starten mit einer gereinigten Brennkammer und sauberem, von größeren Restholzkohlestücken befreiten TwinFire-Rost.
Die Spitze des TwinFire-Rostes ist deutlich höher als die untere Brennraumfläche. Diese auf den ersten Blick seltsame Konstruktion (im Unterschied zu herkömmlichen Kaminöfen) ist letztlich der optimierten Geometrie für die Holzvergasung zuzuschreiben, also keine böse Absicht des Herstellers. Zwei Holzstücke links und rechts mit kleinem Abstand zu den Rändern der Brennkammer gleichen diesen Höhenunterschied aus. Zudem ist der Brennraum beim XEOOS TwinFire X5 ohnehin schon verhältnismäßig klein, das sollte beim Zuschnitt des Holzes berücksichtigt werden.
Zwei weitere Holzscheite werden um 90 Grad versetzt über die ersten Holzstücke gelegt. Die Spaltkante sollte immer nach oben zeigen. Das schönste Glutbett bekommt man mit Buchenholz, aber auch andere Holzsorten sind grundsätzlich kein Problem. Die optimale Länge der Scheithölzer in dieser Position liegt beim XEOOS TwinFire X5 zwischen 25 und 28 cm. Wichtig ist, das alle Holzscheite nicht direkt die Verkleidung des Brennraumes berühren, sondern etwas Platz für eine ordentliche Zirkulation der Verbrennungsluft (Sauerstoff) ermöglichen.
Anschließend kommt das Anzündholz (je nach Volksmund auch als “Schleißen” bezeichnet) wieder um 90 Grad versetzt auf die größeren Holzstücke.
Jetzt kommen die Holzwolle-Anzünder in den beiden Zwischenräumen der Anzündhölzer hinzu. Bitte nicht wie zur Opa’s Zeiten Papier verwenden, das erzeugt nur Asche und Qualm. Die Holzwolle-Anzünder brennen je nach Größe ca. 5 – 15 Minuten und sorgen für einen gleichmäßigen, sauberen Abbrand.
…Und noch drei Anzündhölzer wieder jeweils um 90 Grad versetzt zur letzten Lage.
…und noch einmal zwei kleine Anzündhölzer (sehr schmal) quasi als Brandbeschleuniger zum schnellen Erhitzen der Brennkammer.
Jetzt ist es endlich soweit – mit einem Stabfeuerzeug (sehr nützliches Werkzeug) oder einem besonders langen Streichholz die Holzwolle-Anzünder anbrennen. Vorher alle Luftöffnungen des Kaminofens auf maximale Öffnung stellen (bei modernen Kaminöfen gibt es oft Primär- und Sekundär-Luftzufuhr)
Schon nach wenigen Minuten sollte sich ein schönes Flammenspiel einstellen – ohne Ruß und sichtbaren Rauchschwaden.
Nachdem die oberen Anzündhölzer abgebrannt sind, sollten auch die unteren, größeren Holzscheite ca. 15 – 30 Minuten nach dem Anbrennen Feuer fangen.
Zirka 30 – 45 Minuten nach dem ersten Anbrennen hat sich ein schönes Glutbett entwickelt. Ggf. kann man mit einem Schürhaken das Glutbett noch etwas gleichmäßiger in der Brennkammer verteilen. Wichtig: Erst, nachdem keinen hellen Flammen mehr zu sehen sind, den Ofen öffnen und mit dem Schürhaken diese Tätigkeit vornehmen.
Etwa 45 bis 60 Minuten nach dem ersten Anbrennen und vorhandenem, gleichmäßigen und ca. 5 – 10 cm hohen Glutbett ohne sichtbarer Flammenbildung kann neuer Brennstoff in Form von 1 – 3 Holzscheiten (je nach Größe) in die Brennkammer eingelegt werden. Bis jetzt sollten beim XEOOS TwinFire X5 Primär- und Sekundärluft auf jeweils maximaler Öffnung stehen.
Nach etwa fünf Minuten kann normalerweise der TwinFire-Modus (Hebel rechts neben der Kaminofentüröffnung nach unten drücken) gestartet werden. Jetzt zieht die Flamme in die untere Brennkammer. In diesem Modus entwickelt der Kaminofen auch die höchste Wärmewirkung/Effizienz und die geringsten Emissionswerte. In der unteren Brennkammer darf sich dabei KEIN Ruß am Kaminofenglas und/oder viel Qualm bilden, falls das der Fall sein sollte, wieder in den normalen Brennmodus wechseln. Jetzt kann je nach Brennstoff (Hart/Weichholz) alle 30 – 45 Minuten neues Scheitholz (je nach Größe 2 – 3 Stück) auf das Glutbett aufgelegt und wieder in den TwinFire-Modus umgeschaltet werden.
Hat man sich für das Zubehör TwinFire-Gate entschieden, sollte es spätestens 1 – 1,5 Stunden nach dem ersten Anbrennen Rot zu glühen beginnen. Das heißt im Prinzip nur, das die untere Brennkammer auf Temperatur (die Flamme im Holzvergasermodus kann über 1000 Grad Celsius erreichen) gekommen ist und das die Holzvergasung im optimalen Betrieb läuft. Jetzt sollte der Ofen die maximale Wärmeabgabe leisten und man kann je nach Bedarf die Sekundärluft/Ofenleistung zwischen 3 und 7 kW über die Luftzufuhr regeln.
Sekundärluftregelung des XEOOS TwinFire X5: Beim Anheizen und in den ersten Minuten des TwinFire-Modus auf höchster Einstellung belassen (siehe Foto), danach kann stufenlos (Regler nach vorne ziehen) die Leistung (Luftzufuhr) angepasst werden. Beim Auflegen neuer Holzscheite den Regler auf höchster Einstellung belassen, anschließend je nach Wärmebedarf nach vorne ziehen (geringere Leistung). Alle 30 – 45 Minuten muss beim XEOOS X5 neues Brennmaterial nachgelegt werden.
2 Comments
Add YoursVielen Dank für die hervorragend nachvollziehbare Beschreibung des Anzündevorgangs “von oben”! Es ist doch unglaublich, wie viele ihren Ofen immer noch nach alter Lagerfeuer-Manier mit Papier und “von unten” anzünden und keine Ahnung haben, dass das nicht der letzte Stand der Dinge ist…
Ich bin selber Betreiber von 2 Xeoos X5 und einem X8 Aqua (genial!). Ich mache das Anzünden ein bisschen anders, es kommt immer auch darauf an, was man an Holz vor Ort zur Verfügung hat, die eigene Aufbereitung hat da sehr viele Vorteile, da man alle Längen und Stärken nach Wunsch herstellen kann.
Ihre Beschreibung lässt viel Erfahrung mit dem Ofen erkennen, die man sich mit dem Xeoos im Normalfall erst über Jahre erarbeiten muss. Deswegen wünsche ich ihr große Verbreitung!
Unser alter Kamin wurde leider nicht ordnungsgemäß betrieben. Mir war vorher nicht klar, dass es verschiedene Beschichtungsmethoden für Holz im Kamin geben kann. Ich werde zunächst unseren Kamin sanieren lassen, bevor ich eine Methode ausprobiere.