
Ein umfassender Praxisratgeber zu Googles KI-Modus und AI Overviews
Teil 1: Das neue Paradigma der Google-Suche verstehen
Dieser grundlegende Abschnitt führt in die bedeutendste Veränderung in der Geschichte von Google ein und geht über theoretische Konzepte hinaus zur praktischen Realität dessen, was in Deutschland eingeführt wurde. Er definiert die neue Terminologie klar und führt den Nutzer durch die neue Erfahrung.
1.1 Die Ankunft der generativen Suche: Ein fundamentaler Wandel
Offizielle Bestätigung des Starts
Am oder um den 8. Oktober 2025 vollzog Google einen historischen Schritt für den europäischen Suchmarkt: Die Einführung seiner KI-gestützten Suchfunktionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde offiziell bestätigt.1 Dieser Rollout war Teil einer massiven globalen Expansion, die 36 neue Sprachen und über 40 weitere Länder umfasste, nachdem die Funktionen bereits im Mai 2024 in den USA unter dem Namen „AI Mode“ gestartet waren.1 Damit wurde die generative Suche von einem regionalen Experiment zu einem globalen Phänomen, das nun in über 200 Ländern verfügbar ist.2
Der Kernwandel: Von der Linkliste zur Antwortmaschine
Die tiefgreifendste Veränderung liegt im fundamentalen Wandel der Funktionsweise von Google. Jahrzehntelang agierte die Suchmaschine primär als ein Verteiler, der eine Liste von Links zu externen Webseiten bereitstellte.5 Nutzer erhielten eine Auswahl an Quellen und mussten sich durch diese klicken, um ihre Antworten zu finden. Mit der Einführung der neuen KI-Funktionen transformiert sich Google zu einer „Antwortmaschine“.3 Statt einer reinen Linkliste liefert die Suche nun direkt ausformulierte, von KI synthetisierte Antworten auf der Ergebnisseite.
Dieser Paradigmenwechsel stellt die langjährige Symbiose zwischen Google und den Erstellern von Inhalten grundlegend infrage.7 Während Google früher den Traffic an Webseiten weiterleitete, behält es die Nutzer nun länger auf der eigenen Plattform, indem es die Informationen aus den Quellen extrahiert und zu einem neuen, eigenen Produkt zusammenfasst: der direkten KI-Antwort. Dieser strategische Schritt ist als Reaktion auf den Aufstieg von KI-Chatbots wie ChatGPT zu verstehen, die begannen, das traditionelle Suchgeschäft zu bedrohen, indem sie Nutzern eine alternative Methode zur Informationsbeschaffung boten.7 Das Ziel ist es, die Verweildauer der Nutzer auf Google zu erhöhen, was nach ersten Daten des Unternehmens bereits gelingt und potenziell zu höheren Werbeeinnahmen führt.7
Das technologische Rückgrat
Die technologische Basis für diese Revolution bilden Googles fortschrittliche KI-Modelle, allen voran die Gemini-2.5-Familie.3 Diese Modelle sind in der Lage, komplexe Anfragen in natürlicher Sprache zu verstehen und umfassende, kohärente Antworten zu generieren. Eine Schlüsseltechnologie dabei ist die sogenannte „Query Fan-Out“-Technik.4 Wenn ein Nutzer eine komplexe Anfrage stellt, zerlegt das System diese intern in mehrere verwandte Unterabfragen. Diese Unterabfragen werden gleichzeitig an verschiedene Datenquellen und Webseiten gerichtet. Die gesammelten Informationen werden anschließend von den KI-Modellen analysiert, bewertet und zu einer einzigen, umfassenden Antwort synthetisiert. Dieser Prozess ermöglicht es Google, eine breitere und vielfältigere Auswahl an Webinhalten zu berücksichtigen, als es bei einer klassischen Suche möglich wäre, und somit relevantere und tiefgehendere Antworten zu liefern.8
1.2 Dekonstruktion der Funktionen: AI Overviews vs. KI-Modus
Um die neue Suchlandschaft strategisch zu navigieren, ist eine präzise Unterscheidung der beiden zentralen neuen Funktionen unerlässlich.
AI Overviews (AIOs): Die integrierte Zusammenfassung
AI Overviews, im Deutschen auch als „Übersicht mit KI“ bezeichnet, sind KI-generierte Zusammenfassungen, die bei bestimmten Suchanfragen prominent am oberen Rand der klassischen Suchergebnisseite (SERP) erscheinen.9 Es ist entscheidend zu verstehen, dass diese nicht bei jeder Suche ausgelöst werden. Googles Systeme entscheiden algorithmisch, wann eine generative KI-Antwort einen besonderen Mehrwert bieten kann, beispielsweise bei komplexen Fragen, die eine schnelle Orientierung über Informationen aus verschiedenen Quellen erfordern.8
Die Einführung in Deutschland erfolgte schrittweise. Bereits im März 2025 wurden erste Tests mit einem begrenzten Nutzerkreis durchgeführt, bevor der offizielle und breite Rollout im Oktober erfolgte.9 Ein wesentliches Merkmal von AI Overviews ist, dass sie als Kernbestandteil der Google-Suche konzipiert sind, ähnlich wie die bekannten Knowledge Panels. Das bedeutet, sie können vom Nutzer nicht deaktiviert werden.10
KI-Modus (AI Mode): Das konversationelle Erlebnis
Der KI-Modus ist eine separate, interaktive Suchansicht, die der Nutzer aktiv auswählen muss. Er ist über einen eigenen Tab mit der Beschriftung „KI“ zugänglich, der neben den traditionellen Reitern wie „Alle“, „Bilder“ oder „News“ platziert ist.1 Im Gegensatz zu den passiven AI Overviews funktioniert der KI-Modus wie ein Chatbot, der einen Dialog mit dem Nutzer ermöglicht.14 Nutzer können hier deutlich längere und komplexere Fragen stellen, die mehrere Aspekte umfassen. Die KI merkt sich den Kontext der Konversation, sodass Folgefragen gestellt werden können, um ein Thema tiefer zu ergründen oder die Ergebnisse zu verfeinern.1 Diese Funktion verwandelt die Suche in ein dynamisches Gespräch.
Die entscheidende Unterscheidung
Die strategische Differenzierung liegt in der Nutzerinteraktion und dem Intent. AI Overviews sind eine passive Funktion, die dem Nutzer in der klassischen SERP präsentiert wird, um eine schnelle Antwort zu liefern. Der KI-Modus hingegen ist eine aktive, vom Nutzer gewählte Umgebung für eine tiefere, konversationelle Recherche.14 Diese Unterscheidung hat erhebliche Auswirkungen auf das Nutzerverhalten und die potenziellen Traffic-Verluste für Webseiten. Während eine AIO eine Suche schnell beenden kann (Zero-Click-Szenario), kann der KI-Modus zu einer längeren und intensiveren Auseinandersetzung mit einem Thema führen, wenn auch primär innerhalb der Google-Umgebung.
1.3 Ein Praxisleitfaden zur KI-gestützten Suche
Aktivierung und Zugang
Der Zugang zu den neuen Funktionen ist unkompliziert gestaltet, unterliegt jedoch einem gestaffelten Rollout.
- KI-Modus: Nutzer können den KI-Modus auf dem Desktop durch einen Klick auf den „KI“-Tab in den Suchergebnissen aktivieren. Auf mobilen Geräten ist der Modus über die Google App für Android und iOS zugänglich.1
- AI Overviews: Diese erscheinen automatisch bei entsprechenden Suchanfragen und erfordern keine Aktivierung durch den Nutzer.
- Verfügbarkeit: Sollten die Funktionen bei einem Nutzer noch nicht sichtbar sein, liegt dies wahrscheinlich am schrittweisen Rollout, den Google nach Region, Sprache, Gerätetyp und Nutzerkonto durchführt.1 Es wird empfohlen, die neueste Version des Browsers oder der Google App zu verwenden und im Google-Konto angemeldet zu sein.
Effektives Prompting: Die Kunst der richtigen Frage
Die Effektivität der KI-Suche hängt maßgeblich von der Qualität der Eingabe ab. Anstelle von kurzen, isolierten Keywords sollten Nutzer nun längere, nuanciertere und kontextreiche Fragen formulieren.4
- Beispiel für eine effektive Anfrage: Statt „Induktion Gas Küche“ sollte eine Anfrage lauten: „Was ist besser für eine kleine Küche, Induktion oder Gas, wenn ich oft asiatisch koche und Wert auf schnelle Reinigung lege?“.1 Solche detaillierten Prompts ermöglichen es der KI, eine weitaus präzisere und relevantere Antwort zu generieren, die auf die spezifischen Bedürfnisse des Nutzers zugeschnitten ist.
Nutzung der Multimodalität
Ein Paradigmenwechsel ist die Fähigkeit, Suchen mit verschiedenen Eingabeformaten zu starten. Nutzer können nicht nur Text, sondern auch Sprache und Bilder verwenden.2
- Bildbasierte Suche: Über die Google App können Nutzer ein Foto aufnehmen oder hochladen und dazu eine Frage stellen.1 Dies eröffnet völlig neue Anwendungsfälle: Ein Foto einer unbekannten Pflanze mit der Frage „Ist diese Pflanze für Haustiere giftig?“ oder das Bild eines defekten Fahrradteils mit der Frage „Wie repariere ich das?“ sind Beispiele für die praktische Anwendung dieser Technologie.17 Funktionen wie Google Lens und Circle to Search sind tief in dieses multimodale Erlebnis integriert und verwandeln die visuelle Welt in einen durchsuchbaren Raum.16
Interaktion mit den Ergebnissen
Die KI-generierten Antworten sind nicht statisch, sondern interaktiv.
- Folgefragen: Im KI-Modus können Nutzer den Dialog fortsetzen, um Details zu klären oder neue Aspekte zu erforschen. Die KI behält den Kontext bei, was eine natürliche Konversation ermöglicht.1
- Quellen-Exploration: Sowohl AI Overviews als auch die Antworten im KI-Modus enthalten Links zu den Webseiten, aus denen die Informationen stammen.18 Nutzer können diese Quellen anklicken, um tiefer in die Materie einzutauchen und die Informationen zu verifizieren. Die Art und Weise, wie diese Quellen präsentiert werden – oft in kleinen Boxen oder als Fußnoten –, signalisiert jedoch eine veränderte Hierarchie, in der die Quelle der KI-Antwort untergeordnet ist.
Die Integration dieser KI-Funktionen ist mehr als nur ein Feature-Update; sie stellt eine strategische Neuausrichtung dar. Google bündelt die zuvor dezentralisierten Informationen des Webs zu einem neuen, zentralisierten Produkt: der KI-Antwort. Damit reagiert das Unternehmen nicht nur auf externe Konkurrenz, sondern schafft auch eine Umgebung, die den Nutzer fester an das eigene Ökosystem bindet. Gleichzeitig verwischen die Grenzen zwischen einer reinen Informationssuchmaschine und einer anwendungsorientierten „Action Engine“. Die Fähigkeit, visuelle Suchen durchzuführen und direkt Handlungsanweisungen zu erhalten, deutet auf eine Zukunft hin, in der die Suche nicht nur Wissen liefert, sondern auch bei der Erledigung realer Aufgaben assistiert. Dies hat tiefgreifende Implikationen für Bereiche wie Local SEO und E-Commerce, da die Suchergebnisseite selbst zum Ort der Handlung und potenziell der Transaktion wird.
Teil 2: Die datengestützten Auswirkungen auf Sichtbarkeit und Traffic von Webseiten
Dieser Abschnitt geht von der Funktionalität zu den Konsequenzen über. Er präsentiert die harten Daten darüber, wie sich diese Änderungen auf das Lebenselixier der meisten Webseiten – den organischen Traffic – auswirken, und bewertet kritisch die konkurrierenden Narrative von Google und der Branche.
2.1 Die Zero-Click-Bedrohung: Eine neue User Journey
Das Kernproblem
Der grundlegendste und am meisten diskutierte Effekt der neuen KI-Funktionen ist die Zunahme von sogenannten „Zero-Click-Suchen“. Indem AI Overviews umfassende und oft ausreichende Antworten direkt auf der Suchergebnisseite bereitstellen, entfällt für viele Nutzer die Notwendigkeit, auf einen der darunter liegenden Links zu klicken, um eine Webseite zu besuchen.9 Die User Journey, die traditionell auf Google begann und auf einer Drittanbieter-Webseite fortgesetzt wurde, beginnt und endet nun immer häufiger auf Google selbst.6 Dieses Phänomen ist nicht neu, wird aber durch die Qualität und Prominenz der KI-generierten Antworten massiv verstärkt.
Auswirkungen auf die SERP-Immobilie
AI Overviews beanspruchen einen erheblichen und visuell dominanten Bereich am oberen Rand der Suchergebnisseite.21 Diese prominenten Boxen, die oft mehr als 1.700 Pixel hoch sein können, verdrängen die klassischen organischen Suchergebnisse weit nach unten.21 Insbesondere auf mobilen Geräten, wo der Bildschirmplatz begrenzt ist, bedeutet dies, dass selbst die Top-Rankings häufig erst nach dem Scrollen sichtbar werden („below the fold“).22 Diese rein physische Verdrängung reduziert die Sichtbarkeit und damit die Klickwahrscheinlichkeit der organischen Ergebnisse drastisch, unabhängig von deren Qualität oder Ranking-Position. Die traditionelle Währung des SEO – eine Top-Position – verliert an unmittelbarem Wert, wenn sie von einer allumfassenden KI-Antwort überschattet wird.
2.2 Quantitative Analyse des CTR-Rückgangs: Die ungeschminkten Daten
Um das Ausmaß dieser Veränderungen zu quantifizieren, ist es entscheidend, über anekdotische Beobachtungen hinauszugehen und sich auf robuste Daten zu stützen.
Die Evidenz
Eine der umfassendsten Analysen zu diesem Thema stammt von der Performance-Marketing-Agentur Journey Further. Die Studie, die auf der Auswertung von 1,2 Milliarden Impressionen und 47 Millionen Klicks über einen Zeitraum von 16 Monaten basiert, liefert ein detailliertes Bild der Auswirkungen von AI Overviews auf die organische Click-Through-Rate (CTR).23 Diese Daten bieten einen fundierten, empirischen Gegenpol zu den offiziellen Verlautbarungen von Google.
Gesamtauswirkungen
Das zentrale Ergebnis der Studie ist alarmierend: Für informationsgetriebene Suchanfragen ohne Markenbezug wurde ein Rückgang der Klickrate um fast 50 % festgestellt.23 Diese dramatische Zahl wird durch andere Analysen gestützt. So berichten einige Studien von Traffic-Verlusten von über 20 % für Webseiten, die nicht in den KI-Zusammenfassungen zitiert werden.9 Eine Analyse von Ahrefs ergab, dass Keywords, die auf Position 1 rankten, nach der Einführung von AIOs einen Klickrückgang von 34,5 % verzeichneten.22 Prognosemodelle für bestimmte Branchen deuten sogar auf potenzielle Traffic-Verluste zwischen 44 % und 75 % hin.24
Detaillierte Aufschlüsselung
Die wahre Brisanz der Daten zeigt sich in der segmentierten Analyse. Die Annahme, dass nur informationsorientierte „Top-of-Funnel“-Inhalte betroffen seien, erweist sich als falsch. Die folgende Tabelle fasst die zentralen Ergebnisse der Journey Further-Studie zusammen und verdeutlicht die weitreichenden Auswirkungen auf verschiedene Arten von Suchanfragen.
| Metrik | CTR-Veränderung (Desktop) | CTR-Veränderung (Mobile) | CTR-Veränderung (Gesamt, gewichtet) |
| Nach Suchintention | |||
| Informationell | Signifikanter Rückgang | ||
| Nicht-Informationell (Transaktional) | Signifikanter Rückgang | ||
| Nach Query-Typ | |||
| Marke (Brand) | Nicht spezifiziert | Nicht spezifiziert | |
| Nicht-Marke (Non-Brand) | Nicht spezifiziert | Nicht spezifiziert | |
| Nach Query-Länge | |||
| 1 Wort | Nicht spezifiziert | Nicht spezifiziert | |
| 2 Wörter | Nicht spezifiziert | Nicht spezifiziert | |
| 6 Wörter | Nicht spezifiziert | Nicht spezifiziert | |
| 7 Wörter | Nicht spezifiziert | Nicht spezifiziert | |
| Datenquelle: Journey Further Studie, wie in 23 und 23 berichtet. |
Diese Zahlen sind mehr als nur Statistiken; sie stellen eine direkte Bedrohungsanalyse für digitale Geschäftsmodelle dar. Der massive Einbruch bei nicht-informationellen Suchen ( auf dem Desktop) zeigt, dass auch kommerzielle und transaktionale Anfragen stark betroffen sind, was die ursprüngliche Hoffnung vieler E-Commerce-Betreiber zunichtemacht, von den Änderungen verschont zu bleiben.23
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis liegt in der dramatischen Divergenz zwischen Marken- und Nicht-Marken-Suchen. Während der generische, nicht-markenbezogene Traffic um über 42 % einbricht, profitieren markenbezogene Suchen mit einem Zuwachs von 8 %.23 Dies deutet auf eine fundamentale Spaltung im Suchverhalten hin, die durch die KI-Funktionen beschleunigt wird. Generische Anfragen werden zunehmend als Informationsbedarf interpretiert, den Google selbst befriedigt. Markensuchen hingegen werden als navigatorischer Intent gewertet, bei dem der Nutzer zur Webseite der Marke geleitet werden möchte. Diese Entwicklung hat weitreichende strategische Konsequenzen: Der Aufbau einer starken Marke, nach der Nutzer direkt suchen, wird zu einem entscheidenden Faktor für den Erfolg im organischen Kanal.
2.3 Googles Gegennarrativ: Das Argument des „höherwertigen Klicks“
Google bestreitet die negativen Auswirkungen nicht gänzlich, rahmt sie aber in einem anderen Narrativ.
Googles Position
Die offizielle Position des Unternehmens ist, dass die KI-Funktionen zu einer „größeren Vielfalt an Webseiten“ führen, die Traffic für komplexe Fragen erhalten.8 Das zentrale Argument lautet, dass die Klicks, die trotz der AI Overviews noch erfolgen, von „höherer Qualität“ seien.13 Die Logik dahinter: Ein Nutzer, der eine KI-Zusammenfassung gelesen hat und dennoch auf einen Link klickt, ist bereits vorinformiert, stärker engagiert und in seiner Customer Journey weiter fortgeschritten. Er sucht nach tiefergehenden Informationen, spezifischen Details oder ist näher an einer Kaufentscheidung.25
Kritische Bewertung
Dieses Argument ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Es ist plausibel, dass ein Klick von einem informierten Nutzer eine höhere Konversionswahrscheinlichkeit hat. Jedoch ignoriert diese Perspektive den massiven Verlust an Traffic-Volumen am oberen Ende des Funnels. Für Geschäftsmodelle, die auf Werbeeinnahmen durch hohe Reichweite, auf Lead-Generierung durch breite Sichtbarkeit oder auf Markenbekanntheit angewiesen sind, ist der Verlust von Millionen von Impressionen und Klicks nicht durch eine potenziell höhere Konversionsrate bei einem Bruchteil des verbleibenden Traffics zu kompensieren.4
Es handelt sich um einen fundamentalen Trade-off: eine potenzielle Steigerung der Effizienz im unteren Funnel gegen einen drastischen Verlust an Reichweite und Markenpräsenz im oberen Funnel. Für viele Unternehmen bedeutet dies, dass ein entscheidender Kanal zur Neukundengewinnung und Markenbildung erheblich an Effektivität verliert. Die Devaluierung der Top-Rankings ist eine direkte Folge. Über zwei Jahrzehnte war das Erreichen der Position 1 das oberste Ziel der Suchmaschinenoptimierung. Nun ist dieser Platz eine entwertete Anlage. Sein Wert besteht nicht mehr in garantiertem Traffic, sondern lediglich in der Chance, als eine der primären Quellen für die AI Overview-Antwort herangezogen zu werden. Das Spiel hat sich verändert: Es geht nicht mehr darum, der beste Link in einer Liste zu sein, sondern die unverzichtbare Autorität hinter der von Google formulierten Antwort.
Teil 3: Strategische Anpassung: Ein Handbuch für SEO und Content im KI-Zeitalter
Dies ist der zentrale Praxisteil des Berichts. Er übersetzt die Analysen aus den vorangegangenen Teilen in ein konkretes, umsetzbares Handbuch für Marketingverantwortliche und Webseitenbetreiber.
3.1 Die Grundpfeiler neu bewertet: E-E-A-T als Eckpfeiler
In einer KI-gesteuerten Suchwelt, in der Algorithmen die primären „Leser“ und Kuratoren von Inhalten sind, gewinnt das E-E-A-T-Framework von Google (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) an überragender Bedeutung. Für eine KI, die Informationen aus dem Web synthetisiert, ist die Glaubwürdigkeit der Quellen ein entscheidendes Kriterium, um qualitativ hochwertige und verlässliche Antworten zu generieren.15 Webseiten müssen diese Signale klar und unmissverständlich senden, um als vertrauenswürdige Quelle für AI Overviews ausgewählt zu werden.
Umsetzbare E-E-A-T-Strategien:
- Experience (Erfahrung): Demonstrieren Sie praktische, gelebte Erfahrung. Dies geht über rein theoretisches Wissen hinaus. Veröffentlichen Sie detaillierte Fallstudien, teilen Sie persönliche Anekdoten und Erkenntnisse, und untermauern Sie Ihre Inhalte mit einzigartigen, selbst erhobenen Daten. Inhalte, die zeigen, dass der Autor aus erster Hand berichtet, sind für eine KI wertvoller und schwerer zu replizieren.22
- Expertise (Fachwissen): Stellen Sie die Fachkompetenz Ihrer Autoren klar heraus. Jede Publikation sollte von einem Autor mit einer transparenten Biografie begleitet werden, die relevante Qualifikationen, Berufserfahrung und Auszeichnungen aufführt.22 Dies signalisiert der KI, dass der Inhalt von einem Experten auf dem Gebiet verfasst wurde.
- Authoritativeness (Autorität): Bauen Sie die Autorität Ihrer Webseite als Ganzes auf. Dies geschieht primär durch den Erhalt von hochwertigen Backlinks von anderen etablierten und themenrelevanten Domains. Eine starke Marke, die in der Branche bekannt und anerkannt ist, wird von der KI als autoritative Quelle bevorzugt.22
- Trustworthiness (Vertrauenswürdigkeit): Schaffen Sie eine Vertrauensbasis. Dazu gehören transparente Quellenangaben, ein vollständiges Impressum, klare Datenschutzrichtlinien und authentische Nutzerbewertungen. Eine sichere (HTTPS) und professionell gestaltete Webseite stärkt ebenfalls das Vertrauen von Nutzern und Algorithmen.22
3.2 Content-Architektur für den maschinellen Konsum
Die neue Realität erfordert, Inhalte nicht nur für Menschen, sondern auch für Maschinen verständlich aufzubereiten. Sprachmodelle bevorzugen klar strukturierte, eindeutige und leicht zu verarbeitende Informationen. Schön formulierte, aber unstrukturierte Fließtexte haben es schwerer, von der KI als zitierfähige Antwortbausteine erkannt zu werden.31
Wichtige Formatierungstaktiken:
- Antwortblöcke und Zusammenfassungen: Beginnen Sie Artikel mit einem prägnanten Abschnitt, der die Kernaussage oder die direkte Antwort auf die Hauptfrage des Nutzers liefert. Formate wie „Das Wichtigste in Kürze“ oder „Key Takeaways“ sind ideal, um der KI die relevanteste Information sofort zu präsentieren.15
- Strukturierter Inhalt: Gliedern Sie Ihre Inhalte logisch und semantisch korrekt. Nutzen Sie konsequent HTML-Überschriften (H1, H2, H3), um eine klare Hierarchie zu schaffen. Verwenden Sie Aufzählungen (Listen), Tabellen und kurze Absätze (ideal sind 25-40 Wörter), um Informationen in leicht verdauliche und extrahierbare Einheiten zu zerlegen.31
- Klarheit und Präzision: Formulieren Sie präzise und unmissverständlich. Vermeiden Sie Fachjargon ohne Erklärung, komplexe Schachtelsätze und mehrdeutige Aussagen. Kurze, deklarative Sätze werden von den Modellen bevorzugt.15
- Strukturierte Daten (Schema Markup): Implementieren Sie strukturierte Daten, um Google explizite Hinweise über die Bedeutung Ihrer Inhalte zu geben. Schema-Typen wie FAQPage, HowTo, Product oder Article helfen den Algorithmen, den Kontext Ihrer Seite maschinell zu erfassen und die Informationen korrekt zu klassifizieren. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Inhalte für Rich Results und als Quelle für AI Overviews verwendet werden.15
3.3 Jenseits des Textes: Die Schaffung von „un-zusammenfassbarem“ Mehrwert
Die ultimative Verteidigungsstrategie gegen den durch KI-Zusammenfassungen verursachten Traffic-Verlust besteht darin, Inhalte und Erlebnisse zu schaffen, die über eine reine Textantwort hinausgehen und daher nicht einfach von einer KI zusammengefasst werden können.6 Der Nutzer muss einen triftigen Grund haben, Ihre Webseite zu besuchen, auch wenn er bereits eine grundlegende Antwort von Google erhalten hat.
Strategien für einzigartigen Mehrwert:
- Proprietäre Daten und Forschung: Führen Sie eigene Studien, Umfragen oder Datenanalysen durch und veröffentlichen Sie die Ergebnisse. Einzigartige Datenpunkte und originelle Erkenntnisse sind ein starker Anreiz für Nutzer, die Originalquelle zu besuchen, und positionieren Sie als Vordenker.6
- Interaktive Werkzeuge: Entwickeln Sie nützliche Tools, die ein Problem des Nutzers direkt auf Ihrer Seite lösen. Beispiele hierfür sind Konfiguratoren, Rechner (z.B. für Hypotheken oder Versicherungen), interaktive Quizze oder Checklisten. Solche Funktionalitäten kann eine KI nicht zusammenfassen.
- Reichhaltige Medieninhalte: Ergänzen Sie Ihre Texte mit hochwertigen, optimierten Bildern, Infografiken und insbesondere Videos. Visuelle Inhalte können komplexe Sachverhalte oft besser erklären als reiner Text und bieten ein reichhaltigeres Nutzererlebnis. Stellen Sie sicher, dass diese multimedialen Inhalte für die KI durch Alt-Texte, Beschreibungen und Transkripte verständlich gemacht werden.8
- Community und Interaktion: Bauen Sie eine Community rund um Ihre Inhalte auf. Ein aktiver Kommentarbereich, ein Forum oder exklusive Webinare schaffen einen Mehrwert, der über den reinen Informationsgehalt eines Artikels hinausgeht und Nutzer zur wiederholten Interaktion bewegt.
3.4 Die Markenanfrage gewinnen und den Traffic diversifizieren
Den Markenvorteil nutzen
Die Daten aus Teil 2 haben gezeigt, dass markenbezogene Suchanfragen die großen Gewinner der KI-Ära sind.23 Daraus ergibt sich eine klare strategische Notwendigkeit: den Aufbau einer starken Marke, nach der Nutzer aktiv und direkt suchen. Dies verlagert den Fokus von rein technischen SEO-Maßnahmen hin zu ganzheitlichen Marketingaktivitäten. Investitionen in Public Relations, Social-Media-Marketing, Influencer-Kooperationen und andere Formen des Brand Marketings werden zu indirekten, aber entscheidenden SEO-Faktoren.6
Abhängigkeit von Google reduzieren
Die riskanteste Strategie ist die alleinige Abhängigkeit vom organischen Google-Traffic. Unternehmen müssen proaktiv Kanäle aufbauen, die ihnen eine direkte Beziehung zu ihrer Zielgruppe ermöglichen und die nicht von Google intermediert werden.
- Direkte Traffic-Kanäle: Der Aufbau eines loyalen Publikums durch einen hochwertigen E-Mail-Newsletter ist eine der effektivsten Methoden, um Traffic unabhängig von Suchmaschinen zu generieren. Auch der Aufbau von starken Social-Media-Profilen und die Förderung von Direktzugriffen (Nutzer, die Ihre URL direkt eingeben) sind entscheidend.23
Diese strategische Neuausrichtung führt zu einer Konvergenz von Disziplinen, die bisher oft getrennt betrachtet wurden. SEO ist nicht länger nur eine technische Aufgabe zur Optimierung von Keywords und Links. Es verschmilzt untrennbar mit Content-Marketing und Public Relations. Der Aufbau von E-E-A-T, die Erstellung einzigartiger Inhalte und der Erwerb autoritativer Backlinks sind Kernkompetenzen des Content-Marketings und der digitalen PR. Da die KI von Google immer besser darin wird, generische Informationen zusammenzufassen, bleiben als entscheidende Differenzierungsmerkmale nur noch die Stärke der Marke und der einzigartige Mehrwert der Inhalte – beides wird durch diese breiteren Marketingdisziplinen aufgebaut.
Teil 4: Das erweiterte Ökosystem: Herausforderungen, Kontroversen und Zukunftsaussichten
Dieser letzte Abschnitt erweitert den Blickwinkel, um die Veränderungen im größeren Kontext der digitalen Wirtschaft, rechtlicher Herausforderungen und der Wettbewerbslandschaft zu verorten und eine vorausschauende Perspektive zu bieten.
4.1 Die Rebellion der Verlage: Rechtliche und regulatorische Kämpfe
Die Einführung der KI-gestützten Suche hat eine Welle der Empörung und des Widerstands bei Verlagen und Content-Erstellern weltweit ausgelöst.
Der Kern der Beschwerde
Die zentrale Sorge der Verlage ist, dass Google ihre mühsam recherchierten und erstellten Inhalte nutzt, um seine eigenen KI-Antworten zu generieren, ohne dafür eine angemessene Vergütung zu leisten oder den Traffic an die Originalquellen weiterzuleiten. Dieser Vorgang wird von einigen Branchenvertretern scharf als „Diebstahl“ bezeichnet.7 Die KI-Zusammenfassungen kanibalisieren den Traffic, der für das Überleben vieler digitaler Publikationen, die auf Werbeeinnahmen oder Abonnements angewiesen sind, existenziell ist.
Formelle Beschwerden und Klagen
Dieser Unmut hat zu konkreten rechtlichen Schritten geführt. In Europa hat die Independent Publishers Alliance eine Kartellbeschwerde bei der Europäischen Kommission eingereicht.3 Der Vorwurf lautet, dass Google seine marktbeherrschende Stellung missbraucht. In Deutschland haben mehrere Medienverbände eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur im Rahmen des Digital Services Act (DSA) eingereicht. Sie argumentieren, dass die AI Overviews die Medienvielfalt bedrohen und gegen die Transparenzpflichten des DSA verstoßen, da die zugrundeliegenden Algorithmen undurchsichtig sind.3
Das Opt-Out-Dilemma
Ein besonders kritischer Punkt in der Auseinandersetzung ist das Fehlen einer praktikablen Opt-Out-Möglichkeit. Verlage können derzeit nicht verhindern, dass ihre Inhalte für AI Overviews verwendet werden, ohne gleichzeitig Gefahr zu laufen, komplett aus dem Google-Index entfernt zu werden. Dies stellt sie vor eine unmögliche Wahl: entweder die Aushöhlung ihres Geschäftsmodells durch die KI-Zusammenfassungen zu akzeptieren oder gänzlich auf die Sichtbarkeit in der wichtigsten Traffic-Quelle des Internets zu verzichten.36 Diese Situation wird von den Verlagen als erzwungene Teilnahme beschrieben und ist ein zentraler Punkt der rechtlichen Beschwerden.
4.2 Das Halluzinationsproblem: Umgang mit KI-Ungenauigkeiten
Neben den wirtschaftlichen Bedenken stellt die Zuverlässigkeit der KI-Antworten eine erhebliche Herausforderung dar.
Anerkannte Mängel
Kurz nach dem breiten Rollout in den USA wurden zahlreiche Fälle bekannt, in denen AI Overviews bizarre, faktisch falsche oder sogar gefährliche Ratschläge gaben. Berühmte Beispiele sind die Empfehlung, Steine zu essen, um Mineralien aufzunehmen (eine Information, die aus einem Satire-Artikel stammte), oder Klebstoff zu verwenden, damit der Käse auf der Pizza besser hält.39 Diese Fehler, oft als „Halluzinationen“ bezeichnet, untergraben das Vertrauen der Nutzer in die neue Technologie.
Googles Reaktion
Google hat diese Probleme öffentlich eingeräumt und erklärt, dass solche „seltsamen und ungenauen“ Ergebnisse auftreten können.42 Die offizielle Erklärung führt diese Fehler oft auf „ungewöhnliche Anfragen“ oder sogenannte „Data Voids“ (Themen, zu denen es nur wenige oder keine verlässlichen Informationen im Web gibt) zurück.40 Das Unternehmen betont, dass es kontinuierlich an der Verbesserung der Systeme arbeitet und Maßnahmen ergriffen hat, um beispielsweise die Verwendung von nutzergenerierten Inhalten (wie Reddit-Kommentaren) in sensiblen Bereichen einzuschränken.41
Feedback-Mechanismen für Nutzer
Google bietet Nutzern die Möglichkeit, Feedback zu fehlerhaften AI Overviews zu geben. Am Ende jeder KI-Antwort befinden sich „Daumen hoch“- und „Daumen runter“-Symbole. Bei einem Klick auf „Daumen runter“ kann der Nutzer das Problem genauer spezifizieren.10 Es mangelt jedoch an Transparenz darüber, wie dieses Feedback verarbeitet wird und wie schnell Korrekturen umgesetzt werden.40 Diese Ungenauigkeiten und der intransparente Korrekturprozess stellen ein langfristiges Risiko für Googles wertvollstes Gut dar: das Vertrauen der Nutzer.41
4.3 Der Wettbewerbshorizont: Google vs. die Antwortmaschinen
Googles strategischer Schwenk zur Antwortmaschine findet nicht im luftleeren Raum statt. Er ist eine direkte Reaktion auf eine neue Klasse von Wettbewerbern, die das traditionelle Suchparadigma herausfordern.
Kontextualisierung des Wandels
Der Aufstieg von KI-nativen „Antwortmaschinen“ wie Perplexity AI hat gezeigt, dass es eine Nachfrage nach einer neuen Art der Informationssuche gibt – einer, die auf direkten, gut belegten Antworten statt auf Linklisten basiert.17 Diese Dienste stellten eine existenzielle Bedrohung für Googles Kerngeschäft dar, da sie das Potenzial hatten, Nutzer am Anfang ihrer Informationsreise abzufangen. Googles Einführung des KI-Modus und der AI Overviews ist somit auch eine defensive Maßnahme, um diese Bedrohung abzuwehren und die eigene Vormachtstellung im Zeitalter der generativen KI zu sichern.
Vergleichende Analyse
Die folgende Tabelle stellt Googles KI-Modus und Perplexity AI gegenüber, um die unterschiedlichen Philosophien und Stärken der beiden Ansätze zu verdeutlichen.
| Merkmal/Dimension | Google KI-Modus | Perplexity AI | Strategische Implikation |
| Primärer Anwendungsfall | Alltägliche, lokale und kommerzielle Suchen; tief in das Google-Ökosystem integriert.43 | Tiefe, akademische oder technische Recherche; fokussiert auf Genauigkeit und Belegbarkeit.43 | Google nutzt seine Stärke im Alltagsnutzen, während Perplexity die Nische der anspruchsvollen Recherche besetzt. |
| Quellentransparenz | Quellen werden unter der Antwort verlinkt; keine Zitate auf Satzebene.17 | Überlegene Transparenz durch Inline-Zitate auf Satzebene; jede Aussage ist direkt belegt.17 | Perplexity baut Vertrauen durch Nachvollziehbarkeit auf; Google priorisiert die nahtlose Antwort. |
| Recherchetiefe | Nutzt den riesigen Google-Index für breite Abdeckung; kann bei komplexen Themen oberflächlich bleiben.43 | Bietet einen „Deep Research“-Modus für strukturierte, berichtartige Antworten auf komplexe Fragen.17 | Für schnelle Überblicke ist Google oft ausreichend; für fundierte Analysen ist Perplexity überlegen. |
| Ökosystem-Integration | Starke Integration mit Google Maps, Shopping, Workspace etc. ermöglicht nahtlose Workflows.17 | Funktioniert primär als eigenständige Plattform mit API- und Browser-Erweiterungen.17 | Googles „walled garden“ ist sein größter Wettbewerbsvorteil, der Nutzer im System hält. |
| Geschäftsmodell/Preis | Kostenlos, werbefinanziert (Anzeigen werden in KI-Antworten getestet).43 | Freemium-Modell: Kostenlose Basisversion, Pro-Abonnement ($20/Monat) für erweiterte Funktionen.43 | Perplexity zielt auf zahlende Power-User ab, während Google auf die Monetarisierung der breiten Masse setzt. |
| Benutzeroberfläche | Integriert in die bekannte, aber oft überladene Google-Oberfläche.43 | Minimalistisch, werbefrei und auf die Recherche fokussiert; bietet Kollaborations-Hubs („Spaces“).17 | Die UX spiegelt die jeweilige Philosophie wider: All-in-One-Plattform vs. spezialisiertes Werkzeug. |
Die rechtlichen Auseinandersetzungen mit Verlagen sind mehr als nur vereinzelte Streitigkeiten; sie markieren den Beginn einer fundamentalen regulatorischen Konfrontation. Das Geschäftsmodell der AI Overviews – das Scrapen von Inhalten Dritter zur Erstellung eines eigenen, bevorzugten Produkts – steht im direkten Widerspruch zu den Prinzipien von EU-Regulierungen wie dem Digital Services Act (DSA) und dem Digital Markets Act (DMA), die die Macht von „Gatekeeper“-Plattformen eindämmen sollen.27 Der nachweisliche finanzielle Schaden für die Verlage 23 liefert die rechtliche Grundlage für diese Beschwerden. Dies wird unweigerlich entweder zu erzwungenen Änderungen am Produkt von Google in der EU (z. B. ein echter Opt-Out, Umsatzbeteiligungen) oder zu langwierigen und kostspieligen Rechtsstreitigkeiten führen. Dieses regulatorische Risiko ist ein wesentlicher Faktor für jedes Unternehmen, das seine Strategie auf die neuen KI-Funktionen von Google ausrichtet.
Darüber hinaus birgt die aktuelle Entwicklung ein systemisches Risiko für die Qualität von Informationen im Internet. Das Problem der KI-Halluzinationen wird durch einen drohenden Zweitrundeneffekt verschärft: KI-Modelle, die auf den minderwertigen, oft ebenfalls KI-generierten Inhalten trainiert werden, die das Web zunehmend überschwemmen. Da die Einnahmen der Verlage sinken, schwindet der Anreiz, teure, von Menschen recherchierte Qualitätsinhalte zu produzieren.45 Dieses Vakuum wird durch billigere, massenhaft produzierte KI-Inhalte gefüllt. Zukünftige KI-Modelle, einschließlich der von Google, werden dann auf diesem zunehmend verschmutzten Datensatz trainiert – ein Phänomen, das als „KI-Kannibalismus“ oder „Model Collapse“ bekannt ist.46 Dies schafft einen Teufelskreis, in dem die Qualität und Zuverlässigkeit von KI-Antworten im Laufe der Zeit abnehmen könnte, was zu einer langfristigen Vertrauenskrise in alle digitalen Informationen führen kann.
Fazit: Navigation im Paradigmenwechsel
Die Einführung von AI Overviews und dem KI-Modus durch Google markiert nicht nur ein Update, sondern einen fundamentalen Paradigmenwechsel in der digitalen Informationslandschaft. Die Ära der reinen Link-basierten Suche neigt sich dem Ende zu; die Ära der Antwortmaschine hat begonnen. Für Unternehmen, Marketingverantwortliche und Webseitenbetreiber in Deutschland ist das Verständnis und die Anpassung an diese neue Realität keine Option, sondern eine Überlebensnotwendigkeit.
Die Analyse hat mehrere unumstößliche Wahrheiten offengelegt:
- Der Wandel ist permanent: Die Transformation von Google zu einer Antwortmaschine ist eine strategische Neuausrichtung, die nicht rückgängig gemacht wird. Die KI-gestützte Suche ist die Zukunft.
- Der Traffic-Verlust ist real und messbar: Die Daten zeigen einen drastischen Rückgang der Klickraten, insbesondere für generische, nicht-markenbezogene Suchanfragen, die das Rückgrat vieler Content- und SEO-Strategien bildeten. Sowohl informationelle als auch transaktionale Suchen sind betroffen.
- Content muss für Maschinen optimiert werden: Um in dieser neuen Welt sichtbar zu bleiben, müssen Inhalte so strukturiert und formuliert sein, dass sie von KI-Modellen leicht verstanden, extrahiert und als vertrauenswürdig eingestuft werden. Die Prinzipien von E-E-A-T und eine klare, semantische Struktur sind wichtiger denn je.
- Markenaufbau ist die ultimative SEO-Strategie: Angesichts der Erosion des generischen Suchtraffics wird der Aufbau einer starken Marke, nach der Nutzer direkt suchen, zum entscheidenden Hebel für nachhaltige organische Sichtbarkeit.
Unternehmen stehen an einem strategischen Scheideweg. Der passive Weg, die Traffic-Verluste hinzunehmen und auf das Beste zu hoffen, führt in die digitale Irrelevanz. Der proaktive Weg erfordert eine grundlegende Transformation der eigenen digitalen Strategien. Es geht nicht mehr nur darum, für Keywords zu ranken, sondern darum, eine unersetzliche Autorität zu werden.
Die Zukunft gehört denjenigen, die:
- Einzigartigen Mehrwert schaffen, der über eine einfache textliche Zusammenfassung hinausgeht – durch proprietäre Daten, interaktive Werkzeuge und reichhaltige Medienerlebnisse.
- Eine direkte Beziehung zu ihrem Publikum aufbauen, indem sie die Abhängigkeit von Google durch Kanäle wie E-Mail-Newsletter und Social Media reduzieren.
- Ihre Inhalte als zitierfähige, vertrauenswürdige Wissensbausteine konzipieren, die von KI-Systemen als Grundlage für deren Antworten herangezogen werden.
Die KI-Suchrevolution ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Sie erzwingt eine Rückbesinnung auf die Grundlagen exzellenten Marketings: das Schaffen von echtem Wert, den Aufbau von Vertrauen und die Etablierung einer starken Marke. Unternehmen, die diesen Wandel annehmen und ihre Strategien entsprechend anpassen, werden nicht nur überleben, sondern können gestärkt aus dieser Transformation hervorgehen und ihre Position als unverzichtbare Informationsquelle in einer KI-gesteuerten Welt festigen.
Referenzen
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- Googles KI-Suchmodus unter Beschuss Verleger sprechen von “Diebstahl” ☠️ und fürchten um ihre Existenz ⚠️ – Xpert.Digital, Zugriff am Oktober 10, 2025, https://xpert.digital/verleger-sprechen-von-diebstahl/
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- European Publishers Oppose Google’s AI Overview – ITdaily., Zugriff am Oktober 10, 2025, https://itdaily.com/news/business/publishers-oppose-google-ai/
- People reading AI summaries on Google search instead of news stories, media experts warn – CBC, Zugriff am Oktober 10, 2025, https://www.cbc.ca/news/science/ai-summaries-news-google-1.7607762
- Google AI Giving Wrong Answers: Congress Takes Action – Rich Sanger SEO, Zugriff am Oktober 10, 2025, https://richsanger.com/ai-overviews-under-fire-from-congress-how-will-google-respond/
- Google AI Overviews under fire for giving dangerous and wrong answers – Search Engine Land, Zugriff am Oktober 10, 2025, https://searchengineland.com/google-ai-overview-fails-442575
- Google admits its AI Overviews can generate “some odd, inaccurate” results – CBS News, Zugriff am Oktober 10, 2025, https://www.cbsnews.com/news/google-ai-overview/
- Google AI Mode vs Perplexity AI: Best AI Search Tool Compared …, Zugriff am Oktober 10, 2025, https://www.cashify.in/google-ai-mode-vs-perplexity-ai-best-ai-search-tool-compared
- Google transformiert Suchmaschine: KI-Modus revolutioniert… – AlleAktien, Zugriff am Oktober 10, 2025, https://www.alleaktien.com/news/google-transformiert-suchmaschine-ki-modus-revolutioniert-nutzererfahrung-und-werbemarkt
- Google AI Overviews: Verlage beschweren sich bei der EU-Kommission – Caschys Blog, Zugriff am Oktober 10, 2025, https://stadt-bremerhaven.de/google-ai-overviews-verlage-beschweren-sich-bei-der-eu-kommission/
- Google AI Overview is making the quality of information pulled from the web worse. – Reddit, Zugriff am Oktober 10, 2025, https://www.reddit.com/r/italy/comments/1n5ghmb/google_ai_overview_sta_peggiorando_la_qualit%C3%A0/?tl=en
KI-gestützt. Menschlich veredelt.
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