
Die GPFG Anlagestrategie: Der Kompass für das globale Kapital
Am 10. Dezember 2025 markierte die Norges Bank Investment Management (NBIM) mit der Veröffentlichung ihrer „Strategie 28“ einen historischen Wendepunkt in der Geschichte der staatlichen Vermögensverwaltung. Der Government Pension Fund Global (GPFG), allgemein bekannt als der norwegische Ölfonds, hat zu diesem Zeitpunkt eine verwaltete Vermögensmasse von über 20 Billionen Norwegischen Kronen (NOK) – umgerechnet rund 2 Billionen US-Dollar – erreicht und damit offiziell den japanischen Pensionsfonds GPIF als größten Vermögenseigner der Welt abgelöst.1
Dieses Dossier bietet eine erschöpfende Analyse der strategischen Neuausrichtung für den Zyklus 2026 bis 2028. Es untersucht die radikale Modernisierung unter CEO Nicolai Tangen, die aggressive Integration künstlicher Intelligenz, die fundamentale Restrukturierung des kriselnden Immobilienportfolios und die verschärfte Gangart in der Klimapolitik. Jenseits der institutionellen Ebene dient dieses Dokument als operative Blaupause für den anspruchsvollen Privatanleger. In einer Zeit geopolitischer Fragmentierung und technologischer Disruption liefert der norwegische Ansatz wertvolle Indikatoren für die private Asset-Allokation. Wir dekonstruieren die Entscheidungen des Fonds, um abzuleiten, wie private Portfolios wetterfest gemacht werden können – vom Umgang mit Schwellenländeranleihen bis zur Auswahl der richtigen Real Estate Investment Trusts (REITs).
1. Das Fundament: Mandat, Governance und der Status Quo 2025
1.1 Die Architektur der norwegischen Vermögensverwaltung
Um die strategischen Weichenstellungen der Jahre 2026 bis 2028 zu verstehen, ist ein tiefer Blick in die einzigartige Governance-Struktur des Fonds unerlässlich. Der GPFG ist kein gewöhnlicher Marktteilnehmer; er ist ein Instrument der intergenerationellen Gerechtigkeit. Das Mandat, welches vom norwegischen Finanzministerium definiert und vom Storting (dem Parlament) verabschiedet wird, bildet den rechtlichen Rahmen, innerhalb dessen die Norges Bank operiert.2
Die Beziehung zwischen dem Finanzministerium als Auftraggeber und der NBIM als Verwalter ist durch eine strikte Trennung von politischer Zielsetzung und operativer Exekution gekennzeichnet. Während das Ministerium die Benchmark-Indizes und die Risikotoleranz festlegt, obliegt der NBIM die Aufgabe, innerhalb dieser Grenzen die höchstmögliche Rendite nach Kosten zu erzielen.3 Diese Struktur schützt den Fonds weitgehend vor tagespolitischen Eingriffen, zwingt ihn aber gleichzeitig zu einer extremen Transparenz. Zum dritten Mal in Folge wurde der Fonds im Oktober 2025 als der transparenteste Staatsfonds der Welt ausgezeichnet, mit einem perfekten Score von 100 Punkten.4 Für den Privatanleger ist diese Transparenz ein Segen, da sie Einblicke in Strategien gewährt, die bei Hedgefonds oder Private-Equity-Firmen hinter verschlossenen Türen bleiben würden.
1.2 Die finanzielle Ausgangslage im Jahr 2025
Zum Ende des Jahres 2025 präsentiert sich der Fonds als ein Koloss, der die globalen Finanzmärkte nicht nur abbildet, sondern signifikant beeinflusst. Mit Anteilen an über 8.500 Unternehmen weltweit hält der Fonds durchschnittlich 1,5 % aller börsennotierten Aktien.6 Diese universelle Eigentümerschaft („Universal Ownership“) bedeutet, dass der Fonds nicht vor systemischen Risiken fliehen kann. Wenn die Weltwirtschaft schrumpft, schrumpft der Fonds. Daher ist sein primäres Interesse die Stabilität und das Wachstum der globalen Märkte, was seine aggressive Haltung in Bezug auf Klimarisiken und Marktregulierungen erklärt.
Die Asset-Allokation, das Herzstück der Anlagestrategie, ist im Jahr 2025 wie folgt definiert, wobei die taktischen Abweichungen der neuen Strategie bereits sichtbar werden:
| Anlageklasse | Zielallokation | Strategische Rolle im Portfolio |
| Aktien (Equities) | 70 % | Der primäre Wachstumsmotor. Fokus auf langfristige Risikoprämien (Equity Risk Premium). |
| Anleihen (Fixed Income) | 25 % | Liquiditätspuffer und Stabilisator in Krisenzeiten. Zunehmend aktive Bewirtschaftung. |
| Sachwerte (Real Assets) | 5 % | Inflationsschutz und Diversifikation. Umfasst nicht-börsennotierte Immobilien und Infrastruktur für erneuerbare Energien. |
Quelle: Zusammengestellt aus Daten der Norges Bank Investment Management und Duke University Reports.7
Trotz der Größe und der starken Rendite von 5,8 % im dritten Quartal 2025 5 steht der Fonds unter Druck. Die Performance im Immobiliensektor blieb hinter den Erwartungen zurück, und geopolitische Spannungen bedrohen das Modell der globalen Diversifikation.
2. Die GPFG Anlagestrategie 28: Die Evolution zum agilen Riesen (2026-2028)
Die am 10. Dezember 2025 vorgestellte „Strategie 28“ ist keine bloße Fortschreibung der vorherigen „Strategie 25“. Sie ist eine Antwort auf eine Welt, die volatiler, technologisch anspruchsvoller und geopolitisch rauer geworden ist. CEO Nicolai Tangen, dessen Hintergrund im Hedgefonds-Management (AKO Capital) deutlich spürbar ist, hat den Fonds auf einen Kurs der Leistungssteigerung und technologischen Dominanz getrimmt.3
2.1 Die fünf Säulen der neuen Strategie
Die Strategie ruht auf fünf fundamentalen Pfeilern, die ineinandergreifen, um das übergeordnete Ziel der Renditemaximierung zu erreichen:
- Performance: Der Fokus verschiebt sich von der reinen Indexabbildung hin zu einer intelligenteren, aktiveren Risikonahme. Der Fonds will „contrarian“ agieren – kaufen, wenn andere verkaufen.10
- Technologie: Dies ist der radikalste Wandel. Der Fonds strebt an, die führende Technologieorganisation im Investmentmanagement zu werden.11
- Operationelle Robustheit: In einer Zeit von Cyberangriffen und Handelskriegen wird die Sicherheit der Abläufe zur Überlebensfrage.12
- Menschen (People): Förderung einer Kultur der psychologischen Sicherheit, um Risikofreude und Innovation zu ermöglichen.10
- Kommunikation: Transparenz als Werkzeug, um Legitimität zu sichern und Marktmacht auszuüben.3
2.2 Der Paradigmenwechsel: Von Beta zu Alpha
Lange Zeit galt der Ölfonds als der ultimative „Beta-Investor“ – er kaufte einfach den Markt. Die Strategie 28 signalisiert eine Nuancierung dieses Ansatzes. Zwar bleibt die Indexnachbildung (Indexing) das Rückgrat, doch die NBIM plant, ihre Größe und ihren langen Atem gezielter einzusetzen, um Überrenditen (Alpha) zu generieren.
Das Dokument betont, dass „Geschwindigkeit eine Geisteshaltung“ ist.10 Dies ist für einen 2-Billionen-Dollar-Tanker bemerkenswert. Die Händler und Portfoliomanager sollen enger zusammenarbeiten, um Marktineffizienzen auszunutzen. Wenn kurzfristige Volatilität die Kurse drückt, soll der Fonds als Liquiditätsanbieter auftreten und Vermögenswerte günstig einsammeln. Dies erfordert eine Abkehr von starren Rebalancing-Regeln hin zu einer opportunistischeren Kapitalallokation. Für den Privatanleger ist dies ein entscheidender Hinweis: In volatilen Märkten ist sturres Festhalten an Sparplänen gut, aber das Vorhalten von „Dry Powder“ (Cash-Reserven) für Krisenkäufe kann den entscheidenden Rendite-Kick geben.
3. Die technologische Revolution: „All-in on AI“
Ein zentrales Element der Strategie 28, das in seiner Aggressivität viele Beobachter überrascht hat, ist der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Nicolai Tangen hat intern eine unmissverständliche Direktive ausgegeben: KI ist keine Option, sondern Pflicht.
3.1 KI als operativer Turbolader
Der Fonds nutzt KI nicht nur als Investment-Thema, sondern als operatives Betriebssystem. Die Vision ist es, den Output pro Mitarbeiter zu verzehnfachen („10x your output“), ohne den Personalbestand signifikant aufzublähen.13
- Der KI-Agent „Claude“: Der Fonds hat KI-Agenten (basierend auf Anthropic’s Claude) tief in seine Datenbanken integriert. Diese Systeme analysieren historische Handelsdaten seit 1998, um Muster zu erkennen, die menschlichen Analysten verborgen bleiben. Wenn ein Portfoliomanager einen externen Fondsmanager besucht, bereitet die KI eine Analyse vor, die zeigt, wie sich dessen Portfolio im Vergleich zu tausenden anderen in ähnlichen Marktphasen verhalten hat.13
- Verhaltenskorrektur: Ein besonders innovativer Ansatz ist der Einsatz von KI zur Analyse der eigenen Mitarbeiter. Ein KI-System überwacht die Handelsentscheidungen der Portfoliomanager, um kognitive Verzerrungen (Biases) – wie den Dispositionseffekt (Gewinner zu früh verkaufen, Verlierer zu lange halten) – zu identifizieren und zu korrigieren.14 Dies ist institutionelle Selbstoptimierung auf höchstem Niveau.
3.2 Die Investitionsseite: KI als Megatrend
Der Fonds investiert massiv in die Nutznießer der KI-Welle. Allerdings differenziert die Strategie stark zwischen Hardware/Software und physischer Infrastruktur. Während Tech-Aktien (die „Magnificent Seven“) übergewichtet werden, meidet der Fonds direkte Investitionen in Rechenzentren (siehe Kapitel 4.3). Die Logik dahinter ist bestechend: Man partizipiert an der Wertschöpfung der KI durch liquide Aktien, vermeidet aber das Risiko, in schnell veraltende Betonhüllen („Stranded Assets“) zu investieren.15
4. Asset-Klassen im Detail: Die neue Allokations-Matrix
Die Strategie 28 bringt signifikante Änderungen in der Art und Weise, wie die drei Hauptanlageklassen verwaltet werden. Hier zeigt sich die Abkehr vom Dogmatismus hin zum Pragmatismus.
4.1 Aktien: Geografische und Sektorale Feinjustierung
Das Aktienportfolio bleibt mit 70 % die Dominante. Doch die geografische Ausrichtung verschiebt sich subtil, basierend auf fundamentalen Bewertungen und Wachstumsaussichten.
China vs. Indien: Das konträre Signal
Während viele westliche Investoren und Privatanleger China aufgrund geopolitischer Risiken meiden und Indien als das „nächste große Ding“ feiern, signalisiert die Analyse im Umfeld der NBIM eine differenzierte Haltung.
- Indien (Underweight): Marktbeobachter, die die NBIM-Strategie analysieren, weisen auf eine Herabstufung Indiens hin. Die Gründe sind „stratosphärische Bewertungen“, eine Verlangsamung des Gewinnwachstums und straffere finanzielle Bedingungen.16
- China (Constructive): Im Gegensatz dazu wird eine konstruktivere Haltung gegenüber chinesischen Aktien eingenommen. Verbesserte Unternehmensprofitabilität und die Neigung der chinesischen Konsumenten, Ersparnisse aufzulösen, kombiniert mit sehr niedrigen Bewertungen, machen den Markt attraktiv.16
Implikation für Privatanleger: Dieses Vorgehen ist ein klassisches Beispiel für den antizyklischen Ansatz der NBIM. Privatanleger, die blind in teure Indien-ETFs laufen, könnten in eine Bewertungsfalle tappen. Ein Rebalancing zugunsten günstigerer Märkte (wie China oder Europa) könnte langfristig profitabler sein, erfordert aber starke Nerven.
4.2 Fixed Income: Die Suche nach Rendite in Nischen
Das Anleihenportfolio dient nicht mehr nur der Sicherheit. Die Strategie 2026-2028 sieht vor, selektiv Risiken einzugehen, um die Rendite zu steigern.
Emerging Market Debt (EMD): Hard vs. Local Currency
Ein spannendes Detail der Strategie ist der Umgang mit Schwellenländeranleihen. Der Fonds unterscheidet strikt zwischen Anleihen in harter Währung (USD/EUR) und lokaler Währung.
- Strategie: Der Fonds plant, Investitionen in Unternehmensanleihen und EMD außerhalb des Benchmark-Index zu tätigen, wenn die Risikoprämien attraktiv sind.12
- Währungspräferenz: Analysen deuten darauf hin, dass lokale Währungsanleihen (Local Currency Bonds) aufgrund attraktiver Realzinsen und unterbewerteter Währungen bevorzugt werden könnten, sofern die fundamentale Analyse vor Ort („on-the-ground due diligence“) stimmt.12 Dies steht im Kontrast zu Phasen der Dollar-Stärke, in denen Hard-Currency-Bonds dominierten.
- Trading-Automatisierung: Der Handel mit Anleihen in liquiden Märkten (Developed Markets) soll vollständig automatisiert werden, um menschliche Kapazitäten für die komplexen Schwellenländermärkte freizusetzen.12
4.3 Immobilien (Real Estate): Der „Knapp-Plan“ und die große Korrektur
Der Immobiliensektor war in den letzten Jahren das Sorgenkind des Fonds. Steigende Zinsen und der Trend zum Homeoffice haben die Bewertungen von Büroimmobilien massiv unter Druck gesetzt. Die NBIM hat offiziell erklärt, mit den Ergebnissen „nicht zufrieden“ zu sein.19 Unter dem neuen Immobilien-Chef Alexander Knapp wurde daher eine radikale Kehrtwende eingeleitet.
Integration von Listed und Unlisted Real Estate
Bisher operierte der Fonds mit getrennten Teams für direkte Immobilienkäufe (Unlisted) und Immobilienaktien (Listed/REITs). Diese Silos werden eingerissen. Künftig betrachtet ein integriertes Team den gesamten Markt.
- Die Logik: Wenn ein Logistikzentrum in Berlin über die Börse (z.B. via Prologis-Aktien) mit einem Abschlag von 20 % zum Net Asset Value (NAV) gehandelt wird, während der direkte Kaufpreis stabil bleibt, kauft der Fonds die Aktie. Diese Flexibilität fehlte bisher.20
Sektorale Rotation: Weg vom Büro
Der Fonds reduziert sein Engagement in klassischen Büroimmobilien in Metropolen wie Paris, London und New York. Stattdessen liegt der Fokus auf:
- Logistik: Getrieben durch E-Commerce und Deglobalisierung (Nearshoring).
- Residential (Wohnen): Ein Sektor, den der Fonds bisher mied, der nun aber aufgrund stabiler Cashflows und Inflationsschutz ins Zentrum rückt.19
- Bio-Tech/Life Sciences: Spezialimmobilien für Labore und Forschung.
Das Tabu der „Indirekten Strukturen“ fällt
Jahrzehntelang vermied der Fonds Investitionen in private Immobilienfonds, um die doppelten Gebührenschichten zu umgehen. Die Strategie 28 bricht mit diesem Dogma. Um Zugang zu spezialisierten Sektoren wie Wohnen oder Life Science zu erhalten, wird der Fonds nun gezielt in Fonds und Partnerschaften („Indirect Structures“) investieren.12 Man erkauft sich operative Expertise (Operational Capacity), die man intern nicht aufbauen kann.
Kein Direkt-Investment in Rechenzentren
Trotz des KI-Booms investiert der Fonds nicht direkt in Rechenzentren. Die Begründung ist die hohe Volatilität und das Risiko technologischer Obsoleszenz. Stattdessen spielt man das Thema über Aktien von Unternehmen wie Equinix oder Digital Realty.15
5. Nachhaltigkeit als Risikomanagement: Der Klimaplan 2030
Die NBIM betrachtet den Klimawandel nicht als moralisches, sondern als finanzielles Risiko. Der aktualisierte „Climate Action Plan 2030“ ist das aggressivste Dokument seiner Art im Staatsfonds-Universum.22
5.1 Net Zero als finanzielles Mandat
Das Ziel ist Netto-Null bis 2050 für alle Portfoliounternehmen. Bis 2030 sollen umfassende Übergangspläne (Transition Plans) vorliegen.
- Eskalationsstufen: Der Fonds nutzt seine Stimmrechte aktiv. Unternehmen, die keine glaubwürdigen Klimaziele setzen, müssen mit Gegenstimmen bei der Wiederwahl des Vorstands rechnen.
- Divestment: Als letzte Konsequenz schließt der Fonds Unternehmen aus. Dies betrifft Firmen mit hohem Kohleanteil oder solche, die den Übergang aktiv behindern.24
- Naturrisiko: Neu in der Strategie 28 ist die Integration von Naturrisiken (Biodiversität, Wasserknappheit) in die Finanzanalyse. Der Fonds erwartet von Unternehmen, dass sie ihre Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen offenlegen.24
6. Ableitungen für den Privatanwender: Das „Shadow-GPFG-Portfolio“
Wie kann ein Privatanleger in Deutschland, der vielleicht über ein Depot bei einem Neobroker oder einer Direktbank verfügt, von den Erkenntnissen der 20-Billionen-Kronen-Strategie profitieren? Eine 1:1-Kopie ist unmöglich, da Privatanleger keinen Zugang zu privaten Infrastrukturprojekten oder internen KI-Systemen haben. Dennoch lässt sich eine „Schatten-Strategie“ konstruieren, die die Kernprinzipien adaptiert.
6.1 Das Fundament: Kosteneffizienz und Breite
Der Ölfonds kämpft um jeden Basispunkt bei den Kosten. Privatanleger sollten daher teure aktive Fonds meiden und auf ETFs setzen.
- Basisinstrument: Anstatt den MSCI World (nur Industrieländer) zu kaufen, ist der FTSE All-World oder MSCI ACWI IMI die korrekte Entsprechung, da der Ölfonds explizit auch in Schwellenländer investiert.
- Gewichtung: Eine Aktienquote von 70 % ist für langfristige Horizonte (15+ Jahre) angemessen, analog zum Fonds.
6.2 Umsetzung der Immobilien-Strategie (The „Knapp-Pivot“)
Der Privatanleger sollte seine Immobilien-Allokation analog zur neuen Strategie der NBIM anpassen.
- Meiden: Reine Büro-Immobilienfonds oder ETFs mit hohem Office-Anteil.
- Kaufen: ETFs, die Logistik und Wohnen übergewichten.
- Logistik: Ein ETF wie der L&G Ecommerce Logistics UCITS ETF bildet den Fokus auf Warenlager und Verteilzentren ab. Da Prologis eine der Top-Holdings des Ölfonds ist 25, ist dies eine direkte Wette auf die Strategie.
- Residential: Der Zugang zu Wohnimmobilien ist über spezialisierte REIT-ETFs möglich, z.B. iShares Residential and Multisector Real Estate ETF (US-Fokus) oder europäische Pendants.
- Data Center Proxy: Da der Fonds Rechenzentren nur über Aktien kauft, bietet sich ein Digital Infrastructure ETF an (z.B. von L&G oder iShares), der Unternehmen wie Equinix und Tower-Betreiber bündelt.
6.3 Der „Smart Grid“ Ansatz bei Erneuerbaren
Der Fonds investiert nicht einfach in „Grüne Energie“ (was oft volatil ist), sondern in Infrastruktur und Netze (z.B. TenneT).
- Privatanleger-Lösung: Anstatt breiter Clean-Energy-ETFs, die oft unter Zinsanstiegen leiden, ist ein Smart Grid Infrastructure ETF (z.B. First Trust Nasdaq Clean Edge Smart Grid Infrastructure) zielführender. Er enthält Unternehmen, die die Netze bauen und steuern – genau das, was die Strategie 28 als Wachstumsfeld definiert.26
6.4 Schwellenländer-Anleihen: Vorsicht walten lassen
Der Ölfonds nutzt lokale Expertise für Local Currency Bonds. Ein Privatanleger kann das nicht leisten.
- Empfehlung: Wer Exposure zu EMD (Emerging Market Debt) sucht, sollte auf Hard Currency ETFs (in USD/EUR) setzen, um das Währungsrisiko zu eliminieren, oder einen aktiv gemanagten Fonds wählen, der nachweislich die Kapazitäten für lokale Analysen hat (z.B. von Häusern wie PIMCO oder JP Morgan), da hier der ETF-Ansatz oft zu starr ist.
6.5 Das Mindset: Konträr handeln
Die vielleicht wichtigste Lektion ist psychologischer Natur. Die Strategie 28 betont die „psychologische Sicherheit“, um gegen den Strom zu schwimmen.
- Actionable Advice: Wenn die Schlagzeilen negativ sind (z.B. „China ist uninvestierbar“), ist dies oft der Moment, in dem der Ölfonds kauft. Für den Privatanleger bedeutet das: Sparpläne in Krisenzeiten nicht stoppen, sondern idealerweise erhöhen. Rebalancing ist nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern eine Renditequelle.
7. Zusammenfassende Tabelle: Vom Staatsfonds zum Privatdepot
Die folgende Übersicht übersetzt die komplexen institutionellen Strategien in handelbare Instrumente für den Privatanleger:
| NBIM Strategie-Element (2026-2028) | Institutionelle Umsetzung | Äquivalente Lösung für Privatanleger (Ideen) |
| Global Equities | Direkte Aktienkäufe (8.500+ Titel), interne Verwaltung | Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (Physisch replizierend, niedrige TER) |
| Emerging Markets | Selektives Stock-Picking, konstruktiv auf China | iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF + evtl. Satellit MSCI China (für Mutige) |
| Real Estate Pivot | Integration Listed/Unlisted, Fokus Logistik/Wohnen, indirekte Fonds | VanEck Global Real Estate UCITS ETF (Breit) oder L&G Ecommerce Logistics (Sektor-Wette) |
| KI & Technologie | Übergewichtung Tech-Aktien, keine direkten Rechenzentren | Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data UCITS ETF oder iShares Digital Security |
| Renewables Infra | Direktinvestments in Windparks & Stromnetze (TenneT) | First Trust Nasdaq Clean Edge Smart Grid Infrastructure UCITS ETF |
| Fixed Income | Aktives Management, EMD Local Currency | iShares J.P. Morgan $ EM Bond UCITS ETF (Hard Currency zur Risikoreduktion) |
| Klima / ESG | Active Ownership, Voting, Divestment | Vanguard ESG Global All Cap (Ausschlusskriterien) oder Xtrackers ESG Varianten |
8. Fazit: Die Lektionen des Nordens
Die „Strategie 28“ des norwegischen Staatsfonds ist ein Meisterwerk der strategischen Anpassung. Sie zeigt, dass Größe kein Hindernis für Agilität sein muss, wenn die technologische Basis stimmt. Der Fonds transformiert sich von einem passiven Vermögensspeicher zu einem aktiven, technologiegetriebenen Investor, der seine Eigentümerrechte nutzt, um die Weltwirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken.
Für den Privatanleger lautet die Kernbotschaft: Diversifikation ist der einzige “Free Lunch”, aber Diversifikation muss intelligent sein. Das bloße Halten von Assets reicht in der kommenden Dekade nicht aus. Es bedarf einer bewussten Ausrichtung auf strukturelle Gewinner (KI, Logistik, Grids) und einer disziplinierten, konträren Handlungsweise in Krisen. Wer sein Portfolio nach den Prinzipien der NBIM ausrichtet – niedrige Kosten, breite Streuung, langfristiger Horizont und rationales Rebalancing – hat die besten Chancen, auch in stürmischen Zeiten Vermögen aufzubauen. Der Ölfonds plant für die Ewigkeit; der Privatanleger sollte zumindest für die nächsten 30 Jahre planen.
Referenzen
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- New strategy plan 2028 | Norges Bank Investment Management, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://www.nbim.no/en/news-and-insights/the-press/press-releases/2025/new-strategy-plan-2028/
- 2025 | Norges Bank Investment Management, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://www.nbim.no/en/news-and-insights/the-press/press-releases/2025/
- News and insights | Norges Bank Investment Management, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://www.nbim.no/en/news-and-insights/
- Government Pension Fund of Norway – Wikipedia, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://en.wikipedia.org/wiki/Government_Pension_Fund_of_Norway
- The Portfolio Construction of the Norwegian Sovereign Wealth Fund: Strategy, Structure, and Stewardship – The Limited Partner – Sites@Duke Express, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://sites.duke.edu/finance/2025/06/06/norwegian-sovereign-wealth-fund/
- The fund’s value | Norges Bank Investment Management, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://www.nbim.no/en/investments/the-funds-value/
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- Alex Knapp: Norway’s sovereign fund to be a more ‘nimble’ real estate investor, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://realassets.ipe.com/analysis/alex-knapp-norways-sovereign-fund-to-be-a-more-nimble-real-estate-investor/10134128.article
- NBIM unveils three-part plan to overhaul real estate strategy, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://www.perenews.com/nbim-unveils-three-part-plan-to-overhaul-real-estate-strategy/
- Strategy 28: Real estate | Norges Bank Investment Management, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://www.nbim.no/en/news-and-insights/strategy-for-the-fund-management/strategy-28/strategy-28-real-estate/
- ‘Largest capital reallocation in history’: NBIM renews commitments to renewable infrastructure | Netzeroinvestor, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://www.netzeroinvestor.net/news-and-views/norges-bank-investment-management-publishes-2030-climate-action-plan
- Climate change | Norges Bank Investment Management, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://www.nbim.no/en/responsible-investment/our-expectations/climate-and-environment/climate-change/
- 2030 Climate action plan – Norges Bank Investment Management, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://www.nbim.no/contentassets/0f8094e511f74651974787fdf3a87c8a/gpfg_2030-climate-action-plan_web.pdf
- 5 Best REIT ETFs to Buy in 2025 | The Motley Fool, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://www.fool.com/investing/stock-market/market-sectors/real-estate-investing/reit/reit-etf/
- 6 Clean Energy Funds to Consider | Morningstar, Zugriff am Dezember 10, 2025, https://www.morningstar.com/sustainable-investing/5-clean-energy-funds-consider
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