Im Winter ist die Außenluft fast immer trockener als die Raumluft. Durch unsere täglichen Aktivitäten wie Atmen, Kochen, Duschen und Wäschetrocknen reichert sich die Luft in Innenräumen mit Feuchtigkeit an. Diese Feuchtigkeit kann an kalten Wänden kondensieren und so den idealen Nährboden für Schimmel bilden.

Die goldene Regel im Winter lautet: Stoßlüften statt Kipplüften!

• Stoßlüften: Fenster für kurze Zeit (5-10 Minuten) weit öffnen. Dies sorgt für einen schnellen und kompletten Luftaustausch, ohne dass Wände und Möbel auskühlen.
• Querlüften: Die effektivste Methode. Öffnen Sie gegenüberliegende Fenster und Türen, um einen Durchzug zu erzeugen. Dies reduziert die Lüftungszeit auf nur 2-5 Minuten.
• Vermeiden: Gekippte Fenster kühlen die Wände um das Fenster stark aus, was die Schimmelgefahr erhöht und kaum Luftaustausch bringt, aber viel Energie verschwendet.

Wichtig: Drehen Sie während des Lüftens immer die Heizkörperthermostate herunter, um keine Energie zu verschwenden.

Leitfaden für verschiedene Wohnsituationen

Je nach Wohnungstyp, Bewohneranzahl und Lage gibt es angepasste Empfehlungen.

1. Die Mietwohnung in der Stadt

• Situation: Oft mittlere Etagen, umgeben von anderen Wohnungen, was die Außenwände reduziert. Die Luftqualität in der Stadt kann durch Verkehr belastet sein.
• Anzahl Bewohner (Beispiel: 2 Personen):
  • Morgens (direkt nach dem Aufstehen): 5-10 Minuten Stoßlüften im Schlafzimmer und Bad.
  • Tagsüber (bei Berufstätigkeit): Wenn niemand zu Hause ist, ist kein Lüften notwendig.
  • Abends (nach Hause kommen): Einmal kräftig 5-10 Minuten querlüften durch die gesamte Wohnung.
  • Vor dem Schlafengehen: Erneut 5 Minuten im Schlafzimmer lüften.
  • Zusätzlich: Nach dem Kochen oder Duschen sofort für 5 Minuten im jeweiligen Raum stoßlüften.
• Besonderheiten:
  • Innenliegendes Bad ohne Fenster: Lüftungsanlage 10-15 Minuten nachlaufen lassen. Tür geschlossen halten.
  • Lage zur Straße: Wenn möglich, über Fenster zum ruhigeren Innenhof lüften.

2. Das Einfamilienhaus auf dem Land

• Situation: Freistehend mit vielen Außenwänden, oft über mehrere Etagen.
• Anzahl Bewohner (Beispiel: 4-köpfige Familie):
  • Morgens: Eine komplette Querlüftung durch das ganze Haus für ca. 5 Minuten.
  • Tagsüber (wenn jemand zu Hause ist): Etwa alle 2-3 Stunden für 5-10 Minuten stoßlüften, besonders in genutzten Räumen.
  • Abends: Erneut eine komplette Querlüftung durchführen.
  • Keller: Nur kurz (5 Minuten) lüften, wenn die Außenluft kälter ist als die Kellerluft.
• Besonderheiten:
  • Neubau vs. Altbau: Moderne, dichte Neubauten benötigen häufigeres Lüften (4-5 Mal täglich) als unsanierte Altbauten (ca. 3 Mal täglich).
  • Wäsche trocknen: In Räumen, in denen Wäsche trocknet, muss deutlich häufiger gelüftet werden.

3. Die Dachgeschosswohnung

• Situation: Starke Temperaturschwankungen, Dachschrägen als potenzielle Kältebrücken.
• Empfehlung: Die Lüftungsfrequenz ist ähnlich der Mietwohnung (3-4 Mal täglich). Querlüften ist durch den “Kamineffekt” besonders wirksam. Achten Sie auf Ecken und Kanten der Dachschrägen.

4. Die Erdgeschoss- oder Souterrainwohnung

• Situation: Wände und Boden haben oft Kontakt zum kalten Erdreich, was das Schimmelrisiko erhöht.
• Empfehlung: Diszipliniertes und häufiges Lüften (mindestens 4 Mal täglich) ist hier extrem wichtig. Die Lüftungsdauer kurz halten (ca. 5 Minuten). Die Luftfeuchtigkeit mit einem Hygrometer überwachen (ideal: 40-50 %).

Sondertipps und Randparameter

• Berufstätigkeit: Konsequentes Lüften morgens und abends sowie nach Bedarf (Kochen, Duschen) reicht in der Regel aus.
• Möbel richtig platzieren: 5-10 cm Abstand zu Außenwänden halten.
• Raumtemperatur: Alle Räume ausreichend heizen, auch das Schlafzimmer nicht unter 16-17 °C fallen lassen.
• Anzeichen für hohe Luftfeuchtigkeit: Beschlagene Fenster sind ein klares Signal zum Lüften.

Quellen und weiterführende Informationen

Hier sind einige vertrauenswürdige Quellen, die diese Empfehlungen untermauern und weitere Details liefern:

1. Umweltbundesamt: Als zentrale Umweltbehörde der Bundesregierung bietet das UBA eine wissenschaftlich fundierte und sehr detaillierte Broschüre zum Thema “Richtig heizen und lüften”. Sie ist der Standard für verlässliche Informationen.
   • Link: Umweltbundesamt – Leitfaden: Richtig heizen und lüften
2. Verbraucherzentrale: Die Verbraucherzentralen der Bundesländer bieten praxisnahe und leicht verständliche Tipps für den Alltag. Ihre Artikel gehen oft auch auf rechtliche Aspekte für Mieter und Vermieter ein.
   • Link: Verbraucherzentrale – Richtig lüften: So vermeiden Sie Schimmel
3. Stiftung Warentest: Bekannt für unabhängige Tests, bietet auch Stiftung Warentest regelmäßig fundierte Artikel und Dossiers zum Thema Lüften, Heizen und Schimmelvermeidung an.
   • Link: Stiftung Warentest – Richtig lüften: So geht’s
4. co2online: Eine gemeinnützige Beratungsgesellschaft, die sich auf die Reduzierung von CO2-Emissionen durch Energiesparen konzentriert. Ihre Artikel verbinden das Thema Lüften direkt mit dem Heizen und Energiesparen.
   • Link: co2online – Richtig lüften: Im Winter & Sommer Heizkosten sparen